Schwerpunkt Männer
Bis vor wenigen Jahren richteten sich gleichstellungspolitische Maßnahmen vorrangig an Frauen. Daraus resultiert das Vorurteil, Gender Mainstreaming und Gleichstellung seien „nur etwas für Frauen.“
Zunehmend richtet sich Gleichstellungspolitik auch an Männer und Jungen. Gerade Jungen verunsichern Diskrepanzen zwischen modernen und traditionellen männlichen Rollenbildern, die nach wie vor in den Medien propagiert werden. Das behindert sie in der Entwicklung ihrer eigenen Geschlechteridentität. Der Wandel traditioneller Rollenbilder sollte durch positive Vorbilder unterstützt werden. Daran mangelt es häufig. Das Projekt Neue Wege für Jungs, fördert die Entwicklung einer modernen Jungenrolle und engagiert sich z.B. für ein erweitertes Berufswahlverhalten von Jungen. Ziel ist es, ihnen Perspektiven jenseits traditioneller und einengender Männlichkeitsbilder zu ermöglichen.
Der Rollenwandel von Frauen wirkt sich auch auf männliche Rollenbilder und Identitäten aus. Einerseits besteht weiterhin die traditionelle Vorstellung vom karrierefokussierten Mann in der Ernährerrolle. Andererseits wünschen sich Männer auch eine gleichberechtigte Partnerschaft. Junge Väter möchten mehr Zeit für ihre Kinder und eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit. Sie vermissen, ebenso wie Frauen, Konzepte zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das zeigen die Ergebnisse des Dossiers "Väter und Familie - erste Bilanz einer neuen Dynamik" des Bundesfamilienministeriums.
Von steigenden Anforderungen und Verdrängungsmechanismen auf dem modernen Arbeitsmarkt sind immer häufiger auch Männer betroffen. Männlich geprägte Erfolgsmuster und Arbeitsprozesse geraten vermehrt auf den Prüfstand. Die Verunsicherung, die mit einem veränderten Rollenverständnis einhergeht, zeigen die Studien Männer in Bewegung und Jungen und Männer im Spagat: Zwischen Rollenbildern und Alltagspraxis.
Geschlechterunterschiede deutlicher und differenzierter wahrzunehmen, besonders in Arbeits- und Organisationsprozessen, lohnt sich auch für Männer und eröffnet ihnen größere Handlungsspielräume. Konzepte, die im Sinne des Gender Mainstreaming ein modernes Rollenverhalten fördern, eignen sich gut, um Gleichstellung und eine geschlechterdemokratische Teilhabe für Frauen und Männer erfolgreich zu befördern. Das 2010 gegründete Bundesforum Männer greift die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse auf und unterstützt einen konstruktiven Dialog zwischen den Geschlechtern. Näheres über die Positionen des Interessenverbandes finden Sie hier.